20. Dezember 2004

Applikationen sind auf Windows instabiler, als auf Linux

Warum? Weil Windows besser ist. Nochmal: Windows ist besser, deshalb sind Applikationen in der Praxis instabiler.

Windows bietet unendlich viele Systemkomponenten. Viele Dienste, die man im taeglichen Programmierleben braucht, bietet Windows als API. Das faengt an beim XML Parser, ueber HTTP mit Caching, URL-Behandlung, Embedded Browser, Verschluesselung, bis zu Sicherheitsdiensten und vielen anderen mehr. Als Programmierer bin ich froh, das alles nutzen zu koennen. Warum selbst implementieren, wenn das Betriebssystem das alles bietet? Auf Linux gibt es das alles nicht. Zumindest nicht als System-APIs. Natuerlich gibt es XML-Parser, Verschluesselung, HTTP-Libraries und Browser zum Einbetten. Aber man muss sie sich meistens im Netz beschaffen, selbst nochmals wrappen, moeglicherweise selbst kompilieren und dann dazulinken. Sehr muehsam, wenn man viel braucht, weil diese Komponenten auf Linux (oder Open Source) im allgemeinen eben aus verschiedenen Haenden kommen. Alle mit eigenen Coding Conventions und Interface Conventions.

Bei meinen Windows Anwendungen linke ich gegen LIBs, und benutzt werden dann vom Betriebssystem bereitgestellte DLLs. Bei Linux linke ich die libXX.a oder lege die Shared Libraries dazu. Meine-Windows Anwendungen haben damit Laufzeitabhaengigkeiten vom System. Meine Linux-Anwendungen sind selbst-konsistent. Jetzt kommt eine neue Betriebssystem Version oder (schlimmer) eine Bugfix Release (auch Service Pack genannt). Dann fliegen mir die Installationen der Kunden um die Ohren, und zwar fast nur die Windows Installationen.

Das kommt so: angenommen es gibt bei jedem Systemdienst, den ich verwende eine 0,1 % Wahrscheinlichkeit, dass sich die Semantik einer Schnittstelle, oder das Verhalten oder Abhaengigkeiten geaendert haben. Ich verwende 20 solcher Systemdienste. Ich habe 20 Kunden. Das ganze ueber 5 Jahre bei 8 Systemupdates pro Jahr plus 8 "signifikanten" Konfigurationsaenderungen des Kunden intern. Macht zusammen 30 Notsituationen in denen betriebskritische Dienste beim Kunden nicht laufen. Diese addieren sich zu den ueblichen Bugs, die es eh schon gibt und die erst bei "ungewoehnlicher" Bedienung auftreten. Bei jedem Kunden also zusaetzlich 1-2 mal. Fuer mich bedeutet das alle 2 Monate Emergency-Debugging am Livesystem waehrend der Betrieb eines Kunden steht.

Manchmal wuensche ich mir, Windows waere nicht so gut und ich wuerde alle Dienste wie auf Linux selbst einbinden muessen. Auf jeden Fall sollte man auch bei Windows statisch binden.

_happy_coding_

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