1. Dezember 2005

Graceful Degradation

Entwickler schreiben Software für ein Anwendungsszenario. Manchmal steht das Szenario im Pflichtenheft, in Meeting Notes, manchmal ist es nur im Kopf. Die wird dann so ausgelegt, dass sie den Anforderungen des Szenarios genügt und vielleicht etwas darüber hinaus. Aber manchmal wird Software später ganz anders eingesetzt, als vorgesehen. Aus Einzelplatzanwendungen werden Serveranwendungen mit 100 Usern. Aus kleinen Communities werden grosse Netze. Was über 1 MBit Leitungen funktionierte, soll auch auf 64 kB gehen, usw.

Mit Szenarioänderugen strapaziert man die Software und meistens dann auch die Geduld der User. Software kann nicht von Anfang an für alle Szenarien entwickelt werden. Das ist vor allem ein Budgetproblem. Ein Auto wird nicht zum Zementtransport verwendet. Und wenn, dann ist die Rückbank dreckig und es geht langsam. Software sieht nur flexibel aus, ist aber genauso für einen bestimmten Zweck gemacht, wie ein Auto.

Das Problem liegt eher darin, dass Software für User so aussieht, als ob andere Szenarien möglich sind. Das Auto sagt dem Benutzer (durch irreversibles Dreckigwerden der Rückbank), dass das Anwendungsszenario nicht passt oder zumindest, dass mit Beeinträchtigungen zu rechnen ist. An diesem Punkt können Entwickler ansetzen. Das User Interface kann sagen, wenn ein Szenario nicht zur Entwicklungsvorgabe passt. Wenn wir ein Serversystem für 20 User entwickeln, dann wird der Betrieb bei 30 zäh und alle beschweren sich. Wenn die Software ab Nummer 21 sagen würde, dass eigentlich zu viele User angemeldet sind, dann würde sich niemand wundern. Die Verantwortung wird damit abgewälzt auf die Beschaffungs-/Betriebsabteilung, die dafür sorgen muss, dass eine passende Software angeschafft wird. Und genau darum geht es uns als Entwickler.

Wir wollen nicht verantwortlich gemacht werden, dass Software falsch eingesetzt wird. Deshalb müssen wir (unsere Software) rechtzeitig zu erkennen geben, dass die Software strapaziert wird und mit Beeinträchtigungen zu rechnen ist. Wenn die Entwicklerin versucht, trotzdem den Betrieb aufrecht zu erhalten, dann ist das ehrenhaft, aber wenn es schief geht (Stichwort: zäh, Absturz), dann hat sie versagt. Deshalb: lieber die rechtzeitig gut sichtbar vor Überlastung warnen und weitermachen, als nichts sagen und zusammenbrechen. Denn Software, die zusammenbricht ist schlechte Software, zumindest in den Augen der User.

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