6. Mai 2008

IM Protokolle: eine Fehlentwicklung - warum SMTP besser gewesen wäre

Ich bin ja wirklich ein Freund von XMPP als Instant Message Protokoll. Und ich finde auch IM als Dienst mit all seinen Anwendung von Status Updates, über Chat bis Unified Messaging ganz toll.

Aber: dafür hätte man keine neuen Protokolle gebraucht. SMTP mit ein paar kleinen Erweiterungen hätte völlig ausgereicht. Messaging ist ja sozusagen die Kernkompetenz von SMTP. Dafür wäre sicher kein neues Protokoll nötig gewesen. Was sind Status Updates anderes als Messages? Chat: Messages mit einer Thread-ID. SMTP kann beliebige Content-types: text, HTML usw. Das hat HTTP schließlich von SMTP gelernt. Wie wir alle wissen kann SMTP sogar multipart messages (MIME). Das muss ein IM Protokoll erst mühsam nachmachen.

Um hier mal mit Mythen und Halbwahrheiten aufzuräumen:

IM ist schneller als Email

EMail ist nur deshalb langsam weil mein Email-Reader nur alle 5 Minuten die Email abholt. Würde er seine TCP Verbindung zum Mailserver stehen lassen, dann könnte der Server immer sofort die Email an den Client weiterleiten. Sozusagen COMET für SMTP. Wenn es bei HTTP geht, dem Prototyp eines Request/Response-Protokolls, dann geht es auch bei SMTP. Noch besser: jeder sollte einen SMTP Server im Email-Client haben und der Company-Server forwarded einfach live an den Client. SMTP Messages gehen meistens 3 Hops: Sender -> lokaler Server -> entfernter Server -> Empfänger. Das ist genau die gleiche Topologie wie bei XMPP.

IM ist SPAM-resistenter als Email

Nur manche IM Systeme sind SPAM-resistenter und zwar deshalb, weil das Gesamtsystem in einer Hand ist. z.B. können bei zentraler Registrierung Accounts gebannt werden. Oder weil sie Dialback und Sender-Authentifizierung machen. Das ist aber nicht das Protokoll, sondern das Gesamtsystem. Ein Emailsystem mit Sender-Auth, Dialback und Benutzern, die nicht alles glauben ist genauso gut oder schlecht SPAM-resistent wie IM.

Mit SMTP kann man nur Emails verschicken

SMTP kapselt alles was man will. Alle MIME-Typen (MIME! klingelts?), vor allem auch XML. Auf XML sind ja ein paar IM Protokolle mächtig stolz. Mit beliebigem XML in SMTP lassen sich auch beliebige Daten übertragen. Es gibt sogar einen SMTP Network-Layer in .NET zum Transport von SOAP-XML als Remote Procedure Call. Natürlich hätte man auch ein bisschen Status-XML übertragen können. Oder Subscriptions, Notifications, Requests, Responses, und alles was man sich nur wünschen kann.

Warum SMTP besser ist (gewesen wäre)

SMTP ist hochentwickelt im Vergleich zu IM Protokollen. Und das sogar immer noch obwohl IM nun schon über 10 Jahre alt ist.

SMTP ist einheitlich während die IM-Welt zersplittert ist.

SMTP hat Offline Storage eingebaut. Manche IM Protokolle mussten das erst wieder erfinden.

Die SMTP Infrastruktur war schon weltweit operativ, robust und verstanden. Es wäre nicht notwendig gewesen neue Software zu machen, zu betreiben, kennen zu lernen.

Meine IMs würden automatisch archiviert, wie Emails. Es gäbe da keinen Unterschied. GMail hat das gerade wieder erfunden.

Es gibt Web-basierte Email-Reader, sehr praktisch im Urlaub. Auch das haben die IMs wieder erfunden (z.B. Meebo), aber warum ist das überhaupt separat. Ach ja, GMail hat GTalk mit eingebaut. Schade, dass sie überhaupt was einbauen mussten.

Was notwendig gewesen wäre

Um SMTP noch ein bisschen leichter zu machen hätte man z.B. SMTP Pipelining verwenden können. Pipelining befreit SMTP von den 4 Round-Trips. Nicht dass es wirklich wichtig wäre.

Eine Art SMTP-COMET oder einfach ein SMTP-Server für Jedermann.

Jetzt mal ehrlich...

...meine Kommunikationsanwendung ist Thunderbird oder Outlook. Die Buddyliste gehört in Thunderbird. Sie sollte identisch mit dem Adressbuch sein. Ein Adressbuch mit Online-Status. Und kurze Email heißen dann IM.

Trotzdem gibt es XMPP und andere IM Protokolle. Und dabei wird es auch bleiben. Lesen Sie auch bald wieder hier: "RSS-Feeds: eine Fehlentwicklung - warum XMPP besser gewesen wäre".

Keine Kommentare: